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Titel | Analyse der Behandlungsangebote sozialpsychiatrischer Versorgungseinrichtungen im Hinblick auf die Entwicklung geschlechtsspezifischer Behandlungsangebote für psychisch kranke Frauen und Männer |
Namen der ForscherInnen | Prof. Dr. med. Cornelia Krause-Girth, Dr. Christa Oppenheimer |
Institution, an der die Forschung durchgeführt wurde (Fachhochschule, Fachbereich) | Frankfurt University of Applied Sciences, Fb 4 Soziale Arbeit und Gesundheit |
Stichworte | Gemeindepsychiatrie, Sozialpsychiatrie, Betreuung |
Kurzbeschreibung | Die vorliegende Studie ist bundesweit die erste umfangreich angelegte Untersuchung zur Geschlechteranalyse in gemeindepsychiatrischen Einrichtungen. Sie greift verschiedene Tabuthemen der Sozialpsychiatrie auf: die Bedeutung des Geschlechts, der Sexualität und der Hautprobleme der befragten psychisch kranken Frauen und Männer. Schwerpunkt der Untersuchung waren die Themenkomplexe: Geschlechterorientierte Betreuung in ambulanten Nachsorgeeinrichtungen, die Sexualität der Betroffenen im Alltag von Wohnheim und Betreutem Wohnen, die Arbeitshaltung der professionellen Mitarbeiter/innen und die Einschätzungen der Nutzer/innen selbst. Die Untersuchung erfolgte vom Jahr 2000 bis 2002 mit Unterstützung von vier Frankfurter Trägervereinen, die insgesamt 554 Plätze im Wohnheim und Betreuten Wohnen zur Verfügung stellen. Ein Drittel (165) der Klientinnen und Klienten nahm an unserer Fragebogenuntersuchung teil, 29 konnten ausführlich qualitativ interviewt werden, ebenso 10 Mitarbeiter/innen. Ziel war es, empirisch begründete Erkenntnisse bereitzustellen, an denen sich eine geschlechtersensible sozialpsychiatrische Arbeit orientieren kann, um die Einschränkungen traditioneller Geschlechtsrollen und restriktiver Sexualnormen überwinden und die Lebensqualität der untersuchten Gruppen verbessern zu helfen. Dabei gingen wir von der ? in den Projektergebnissen bestätigten ? These aus, dass das Erleben von Sexualität einen entscheidenden Einfluss auf die subjektive Lebensqualität hat. Wir mussten feststellen, dass ein großer Teil der Befragten ohne Partnerschaft lebt und dass unter ihnen vor allem die Frauen ihre Sexualität nur selten leben können. Dies mag damit zusammenhängen, dass den befragten Frauen Sexualität deutlich weniger wichtig ist als den Männern, nachdem sie häufiger negative Erfahrungen gemacht haben, z.B. sexuelle Gewalterfahrungen und deutlich häufiger Angst vor Sexualität äußern. Andererseits zeigen die Frauen eine selbstständigere Lebensführung und leben signifikant häufiger allein oder in betreuten Wohngruppen, während mehr Männer z.B. gesetzlich betreut werden und in den Wohnheimen mehrheitlich Männer leben. Die untersuchten Betreuungsbeziehungen folgen eher einem fürsorglichen oder pädagogischen Modell statt einer Kultur des Empowerment. So werden die geschlechtsspezifischen Einschränkungen häufig nicht erkannt und daher auch nicht zum Anlass für ressourcenaktivierende Hilfeangebote genommen. Durch die fehlende Geschlechtersensibilität in den Betreuungsbeziehungen werden damit traditionelle Geschlechterrollen mit all ihren Restriktionen eher weiter verfestigt und wichtige Möglichkeiten der Verbesserung der Lebensqualität nicht genutzt. Die Untersuchung konnte in der jetzigen Form an der Frankfurter Fachhochschule, im Rahmen eines viersemestrigen Forschungsseminares am Fachbereich Sozialarbeit nur deshalb durchgeführt werden, weil außer dem Hessischen Ministerium für Bildung und Wissenschaft auch weitere fördernde Einrichtungen beteiligt waren: Maecenia ? Frankfurter Stiftung für Frauen in Wissenschaft und Kunst ? und die Paul Gerson Unna-Stiftung, Düsseldorf. Durch Letztere war es möglich, die Verbindung von psychischer Erkrankung mit dermatologischen Beschwerden und einem nicht-adäquaten Hygieneverhalten bei den Nutzerinnen und Nutzern mit zu untersuchen. |
Finanzierung, Fördermittel | Fachhochschule Frankfurt am Main, Hessisches Ministerium für Bildung und Wissenschaft, Maecenia ? Frankfurter Stiftung für Frauen in Wissenschaft und Kunst, Frankfurt am Main, Paul Gerson Unna-Stiftung, Düsseldorf |
Laufzeit | 03/2000-11/2002 |
Veröffentlichungen im Zusammenhang mit diesem Forschungsprojekt | Cornelia Krause-Girth, Christa Oppenheimer (Hg.): Lebensqualität und Beziehungen. Geschlechtersensible Betreuung psychisch Kranker, Bonn 2004 (Psychiatrie-Verlag gGmbH), ISBN 3-88414-357-3 |
Kontakt | Prof. Dr. Cornelia Krause-Girth FH Darmstadt Fachbereich Sozialpädagogik Adelungstraße 51 64283 Darmstadt krause-girth@fh-darmstadt.de |