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Titel | Dicksein und Gender |
Name der ForscherInnen | Prof. Dr. Lotte Rose, Dr. Eva Tolasch |
Institution, an der die Forschung durchgeführt wurde (Fachhochschule, Fachbereich) | Frankfurt University of Applied Sciences, Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit |
Stichworte | Dicksein, Fat Studies, Gender-Unterschiede, Diskriminierung |
Kurzbeschreibung | Seit einigen Jahren verstärken sich die Meldungen zu steigenden Übergewichtsraten in der Bevölkerung. Es wird gar von der ‚Bevölkerungsepidemie Adipositas‘ (Schorb 2015) gesprochen – ein ‚Wording‘, das die körperlichen Vergrößerungsphänomene als gefährliche Ansteckungsgefahr konstruiert. Dicke geraten damit in einen spezifischen diskriminierenden Aufmerksamkeitsfokus. Sie werden nicht allein zu einer gesellschaftlichen Belastung erklärt, sondern fortwährend bedrängt, an ihrem Körper zu arbeiten und ihn den idealisierten Gewichtsnormen anzupassen. Diese Zugriffe erscheinen legitim, fürsorglich und verantwortungsvoll gegenüber den betroffenen Menschen. Während sich die US-amerikanischen Fat-Studies schon seit geraumer Zeit der kritischen Erforschung der Diskriminierung von Dickleibigkeit widmen (u.a. Campos 2005, Rothblum u.a, 2009), sind entsprechende Ansätze in Deutschland kaum entwickelt. Dies gilt für die Theorieentwicklung wie auch die Empirie zum Leben der betroffenen Menschen. Als Ausnahmen sind verschiedene diskurskritische Publikationen von Friedrich Schorb zu nennen (2009, 2015; Schmidt-Semisch/Schorb 2008) und die empirische Studie von Eva Barlösius u.a. zum Dicksein von Jugendlichen mit deutschem und türkischem Hintergrund (2012, 2014). Was die Genderforschung in den Fat-Studies betrifft, so lässt sich feststellen, dass zwar bereits in den Anfängen der Frauenbewegung die Anti-Diät-Bewegung (u.a. Orbach 1984) die Geschlechterfrage des Dickseins und der Schlankheitsnormen auf die feministische Agenda hob. In den aktuellen deutschsprachigen Kampagnen und Diskursen um Übergewichtigkeit spielt jedoch – ganz im Gegensatz zu den US-amerikanischen Studien – das Doing Gender keine besondere Rolle mehr. Gleichwohl wird immer wieder am Rande darauf verwiesen, dass die Geschlechter unterschiedlich von Übergewichtigkeit betroffen sind. Die Übergewichtsrate ist einerseits bei Männern höher als bei Frauen. Anderseits tragen übergewichtige Frauen ein größeres soziales Diskriminierungsrisiko (Schorb 2015). Auch Barlösius u.a. (2012) erwähnen, dass dicke weibliche und männliche Jugendliche unterschiedliche Belastungen erleben. Vor diesem Hintergrund fragt das Forschungsprojekt: Welche Hinweise gibt es dazu, dass der dicke Körper im weiblichen und männlichen Lebenszusammenhang Unterschiedliches bedeutet? |
Finanzierung, Fördermittel | gFFZ |
Laufzeit | 2015-2016 |
Kontakt | Prof. Dr. Lotte Rose, rose@fb4.fra-uas.de |