Detailansicht zum Projekt
Titel | Grenzen der Passung: Verhältnisse zwischen rechtsstaatlichen Handlungsmöglichkeiten und Dynamiken Häuslicher Gewalt – qualitative Aktenanalyse einer Amtsanwaltschaft |
Name der ForscherInnen | Prof. Dr. Margrit Brückner |
Institution, an der die Forschung durchgeführt wurde (Fachhochschule, Fachbereich) | Frankfurt University of Applied Sciences, Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit |
Stichworte | qualitative Aktenanalyse von Amtsanwaltschaftsakten, Thema Häusliche Gewalt, polizei- und strafrechtliche Verfahren bei Häuslicher Gewalt, Bedeutung von Ambivalenzen gewaltbetroffener Frauen, Verhältnis öffentlicher Zweck-Mittel-Rationalität und privater Beziehungsrationalität |
Kurzbeschreibung | Der gelungene Aufbau einer Interventionskette bei Häuslicher Gewalt in den letzten eineinhalb Jahrzehnten macht neben allem Erfolg auch ein Problem deutlich: die unterschiedlichen Interessenslagen und Handlungsmöglichkeiten eines erheblichen Teiles der betroffenen Frauen in ihren schwierigen Lebenssituationen einerseits und der involvierten Professionellen mit ihren Arbeitsaufträgen (in Polizei, Justiz, Jugendamt, Frauenhilfseinrichtungen etc.) andererseits. Dieser erhebliche Teil der Frauen sucht Unterstützung, aber nicht zwangsläufig im Sinne der Interventionskette und der daran beteiligten Professionellen. Staatliche und soziale Instanzen gehen davon aus, dass sich betroffene Frauen im Schutz- und Hilfesystem die „vernünftige“ Logik der Interventionskette zu Eigen machen - einschließlich der Trennung von dem gewalttätigen Mann, soweit dieser sich nicht aktiv mit seiner Gewalttätigkeit auseinandersetzt. Doch Betroffene folgen zumeist einer vorwiegend gefühlsbestimmten Einerseits-Andererseits-Logik privaten Handelns, welcher die meisten Menschen in ihren Partnerschaften folgen. So prallen zwei Systeme aufeinander, die strukturell und von ihren jeweiligen Denkansätzen und Handlungsmaximen her nicht zusammenpassen und dennoch auf einander bezogen werden müssen, soll das Rechts- und Hilfesystem einen möglichst hohen Anteil der Fälle Häuslicher Gewalt erfolgreich erfassen. Viele der betroffenen Frauen verbinden staatlichen Schutz vor ihrem gewalttätig gewordenen Partner oder Ex-Partner nicht mit dem Ziel einer formalen Verurteilung, sondern mit dem Ende der Gewalt. Männer sind kaum in die Interventionskette eingebunden und werden noch wenig zur Rechenschaft gezogen. Anhand von Akten einer Amtsanwaltschaft, in denen polizeiliches und juristisches Handeln ebenso wie das Verhalten der Konfliktparteien dokumentiert wird, sollen die Art und Weise des Umgangs mit polizeilichen und rechtlichen Möglichkeiten im Spannungsverhältnis zu den Problemlagen und Bedürfnissen der Konfliktparteien herausgearbeitet werden. Besonders geeignet, dieses Spannungsverhältnis sichtbar zu machen, sind minderschwere Fälle – als weitaus häufigste Form Häuslicher Gewalt, da wegen des geringeren Maßes der Gewalt ein größerer Spielraum für rechtliche Verfahrensweisen und für subjektive Reaktionsweisen der Beteiligten entsteht. Der Auswertung liegen 22 Verfahren aus dem Jahre 2013 zu Grunde (dem letzten Jahr, aus dem abgeschlossene Akten im Untersuchungsjahr 2014 vorlagen). Neben der Orientierung am Zufallsprinzip waren folgende Kriterien für die Gesamtauswahl der 22 Akten maßgeblich: 1. Beschränkung auf Fälle von Partnergewalt des Mannes gegen die Frau als weitaus häufigste Form Häuslicher Gewalt und 2. sowohl eingestellte als auch verurteilte Fälle, um beide Formen staatlichen Handelns zu erfassen. Obwohl die Texte in den Akten einem formalrechtlichen Verfahren dienen und darauf zugeschnitten sind, vermitteln sie durch teils ausführliche wörtliche Aussagen ein recht anschauliches Bild von Geschehnissen und Abläufen und deren Verständnis in den Augen der Beteiligten. Aufgrund der größeren Anschaulichkeit werden zunächst sechs ausgewählte Fallanalysen erstellt, die einen Eindruck in Ablaufprozesse und Dynamiken geben. Dann werden fallübergreifend zentrale Verfahrens- und Verlaufsmuster auf der Basis aller untersuchten Fälle herausgearbeitet und interpretiert. Ein zentrales Kriterium für die Auswahl der Fallanalysen ist unterschiedliche Schichtzugehörigkeit, um die gesellschaftliche Bandbreite des Problems Häuslicher Gewalt abzubilden. |
Finanzierung, Fördermittel | Eigenmittel |
Laufzeit | 2013 – 2015 |
Veröffentlichungen im Zusammenhang mit diesem Forschungsprojekt | Online-Publikation im gFFZ |
Kontakt | brueckn@fb4.fra-uas.de Frankfurt University of Applied Sciences Nibelungenplatz 1 60318 Frankfurt |