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Titel | Musiktherapie in der Psychoonkologie im Gendervergleich |
Name der ForscherInnen | Prof. Dr. Almut Seidel, Prof. Dr. Birgit Gaertner |
Institution, an der die Forschung durchgeführt wurde (Fachhochschule, Fachbereich) | Frankfurt University of Applied Sciences, Fb 4 Soziale Arbeit und Gesundheit |
Kooperationspartner | 3 Kliniken in Hamburg, Nürnberg und Oberstaufen |
MitarbeiterInnen | Brigitte Schumann, Thomas Schröter, Urs Kleinholdermann, Christof Kolb, Manfred Banschbach, Edith Seibel, Doris Sondermann, Susanne Landsiedel-Anders, Ulrike Haffa-Schmidt, Ute Hennings, Dirk Kreuzer |
Stichworte | Musiktherapie |
Kurzbeschreibung | Das Forschungsprojekt nimmt Bezug auf neue fachliche Aufgaben, die in den letzten Jahren in den zunehmend wichtiger werdenden Praxisfeldern Onkologie und Palliativmedizin erwachsen sind. Hier vollzieht sich, indem Musiktherapie als Bestandteil von Psychoonkologie deklariert und somit in das medizinische Behandlungsangebot integriert wird, in besonders eindrucksvoller Weise jener Paradigmenwechsel in der Medizin, der das Verhältnis kranker Mensch ? gesunder Mensch heute bestimmt und plakativ bezeichnet werden kann als Übergang von einer defizitorientierten (krank sein) zu einer ressourcenorientierten (gesund werden) Sichtweise des Menschen. Gerade angesichts einer Erkrankung, deren Ausgang ungewiss und deren unmittelbare Folgen zu schwerwiegenden Lebensveränderungen führen, erscheint dieser Paradigmenwechsel als Herausforderung, der Musiktherapie als Behandlungsangebot in besonderer Weise gerecht zu werden scheint. Im Kontext musiktherapeutisch-onkologischer Arbeit ist bislang die Frage unberücksichtigt geblieben, ob überhaupt und inwieweit sich männliche und weibliche Krebspatienten in der Herangehensweise und im Umgang mit dem musiktherapeutischen Angebot unterscheiden. Die Schwere und Endgültigkeit einer Diagnose 'Krebs' auf der einen Seite und die Tatsache auf der anderen Seite, dass Musik als therapeutisches Agens ganz unmittelbar an die Emotionalität, Expressivität und Dialogfähigkeit des Menschen appelliert sowie Musiktherapie als Methode eine aktive und kreative Form der Krankheitsbewältigung stimuliert, legt die Vermutung nahe, dass es patientenseits einen unterschiedlichen Zugriff auf das Angebot geben muss; inwieweit dieser vom einem Genderkonzept bestimmt sein könnte bzw. Einfluss auf geschlechtsspezifische Verhaltens- und (Krankheits-)Verarbeitungsweisen nehmen könnte, ist eine wichtige Fragestellung. Ihr nachzugehen ist das konkrete Anliegen des Forschungsprojekts, das seit etwa zwei Jahren arbeitet, jedoch noch nicht abgeschlossen ist. Im Mittelpunkt des Forschungsinteresses stehen ausgewählte Musikproduktionen von zu gleichen Teilen weiblichen und männlichen Patienten und ihren Therapeuten und Therapeutinnen. Sie werden mit Hilfe eines phänomenologisch-hermeneutischen Verfahrens analysiert und in Relation zu einer Reihe weiterer Settingvariablen wie Raum, Zeit, Wahl der Instrumente, Angehörigenarbeit etc. gesetzt. Flankiert wird dieser Ansatz qualitativer Psychotherapieforschung von einem quantitativen Messverfahren. Parallel zur Erforschung der musikbezogenen Bestandteile der therapeutischen Begegnung erfolgt die sequentielle Textanalyse der verbalen Interaktion in den musiktherapeutischen Sitzungen, da jede musiktherapeutische Arbeit eingebettet ist in einen verbal strukturierten Interaktionsrahmen. Dieser kann sich auf eine kurze Begrüßungssequenz beschränken und mit einer Verabschiedung ausgeleitet werden oder aber ganze Gesprächssequenzen beinhalten, in denen die musikalische Interaktion kommentiert und reflektiert oder gar zum Ausgangspunkt eines primär verbalen psychotherapeutischen Prozesses der Selbstvergegenwärtigung wird. Methodologisch erfordern diese verbalen Interaktionssequenzen eine eigenständige Bearbeitung. Hierfür ist geplant, die Gesprächsinteraktionen einem mehrstufigen Auswertungsverfahren zu unterziehen. Das Forschungsteam besteht aus Praktikern 'vor Ort' und einem Kreis weiterer Musiktherapeutinnen und Musiktherapeuten, die im Blindversuch die Musikanalysen vornehmen, sowie weiteren Fachexperten, die sich zusammen mit der Studiengangsleitung der Datenaufbereitung und -analyse sowie der theoriegeleiteten Interpretation annehmen. |
Finanzierung, Fördermittel | Frankfurt University of Applied Sciences, Dr.-Horst-Schmidt-Kliniken, Wiesbaden |
Laufzeit | 2002-2004 |
Veröffentlichungen im Zusammenhang mit diesem Forschungsprojekt | Seidel, A.: Verschmerzen ? Musiktherapie mit krebserkrankten Frauen und Männern im Spannungsfeld von kurativer und palliativer Behandlung. Reichert Verlag Wiesbaden in Vorbereitung (Erscheinungsjahr 2005) |
Kontakt | Prof. Dr. Almut Seidel (em.) Frankfurt University of Applied Sciences Fb 4 Soziale Arbeit und Gesundheit Nibelungenplatz 1 D-60318 Frankfurt am Main oberlies@fb4.fra-uas.de |