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Titel | (Ver-)Ordnungen von Vaterschaft – Eine Annäherung an institutionelle und parentale Herstellungspraktiken. |
Namen der ForscherInnen | Kira Proll |
Institution, an der die Forschung durchgeführt wurde (Fachhochschule, Fachbereich) | gFFZ, Goethe Universität Frankfurt (Master-Thesis) |
Betreuende Gutachter_innen | Prof. Dr. habil. Barbara Friebertshäuser (Goethe Universität Frankfurt) und Prof. Dr. Sabine Andresen (Goethe Universität Frankfurt) |
Stichworte | Vaterschaft, pränatal, Ethnografie, Geburt, Familie |
Kurzbeschreibung | Seit einigen Jahren lässt sich eine Konjunktur im Bereich der, vor allem postnatal konzipierten, Väterforschung ausmachen. In der Untersuchung jedoch galt die Prämisse, dass der Beginn der Vaterschaft nicht synchron mit dem Zeitpunkt der Geburt zusammenfällt und der Blick daher schon pränatal auf die werdenden Eltern, das heißt explizit auf Mutter und Vater, gerichtet werden muss. Datengrundlage der Untersuchung sind teilnehmende Beobachtungen in verschiedenen Institutionen der Natalität (Kliniken, Geburtshaus, Familienbildungsstätte), die mithilfe der Grounded Theory Methodologie codiert und einer Analyse unterzogen wurden. Elternschaft lässt sich heutzutage als verkurst bezeichnen und lange vor der Geburt des Kindes bietet sich werdenden Eltern eine immense Auswahl von/an Kursen und Informationsveranstaltungen. Die Teilnahme daran scheint gesellschaftliche Erwartung und Norm zu sein. Es geht nicht nur darum, den Körper der Frau auf die Geburt, sondern auch sich selbst als Elternteil auf die Geburt und die Zeit mit dem Kind vorzubereiten. Folgende Untersuchungsfragen leiteten die Analyse: • Wie wird in institutionellen und parentalen Praktiken Vaterschaft pränatal konstruiert? • Wie handeln und positionieren sich Eltern und institutionelle Akteur_innen, die sich im Zentrum verschiedener Diskurse befinden und an die verschiedene Anrufungen gerichtet werden? • Inwiefern werden ‚tradierte Aufgabenverteilungen’ von den Eltern und Professionellen aufrechterhalten, verstärkt oder dekonstruiert und durch neue Leitbilder/Vorstellungen ersetzt? • Welche Rollen und Geschlechtsdifferenzierungen werden, bezogen auf die einzelnen Elternteile, in den Institutionen transportiert?
Die Arbeit zeigt auf, wie Vaterschaft von Institutionen und Eltern entworfen wird und welche Ambivalenzen sich hinsichtlich (involvierter) Vaterschaft ergeben. Die beobachteten Handlungs- und Herstellungsweisen rund um Vaterschaft in den untersuchten pränatalen Kontexten zeichnen Vaterschaft als sich im Spannungsfeld zwischen Privilegierung und Verpflichtung befindend. Es wurde anhand von Darstellungspraktiken analysiert, wie (werdende) Väter in diesem Spannungsfeld agieren, welche Anrufungen an den Mann als involvierten Vater gerichtet werden und dass Väter mit verschiedenen Subjektpositionierungen adressiert werden. Sie sind vielfältigen Exklusionspraktiken ausgesetzt und ihre Bedeutung für das Kind wird kaum erwähnt. Auffällig wurde ein im- und explizit geäußerter Teilnahmezwang des Mannes bezüglich der Teilnahme an den Informationsabenden, den Bildungskursen und der Geburt. Der (werdende) Vater steckt hierbei in einem Dilemma: Er ist nicht körperlich schwanger, aber als teilnehmender, physisch und psychisch involvierter Vater gefordert. Die Untersuchung zeigt auch auf, inwiefern durch institutionelle und parentale Herstellungspraktiken vergeschlechtlichte Zuständigkeitsbereiche angelegt werden und es zu Retraditionalisierungstendenzen von Geschlechterrollen in Paar- bzw. Familienbeziehungen kommt – und dass somit ein Blick auf und in die Zeit vor der Geburt des Kindes wichtig ist, da schon dann eine ‚innerfamiliale Ordnung’ entsteht oder hergestellt wird. |
Finanzierung, Fördermittel | gFFZ und Eigenmittel |
Laufzeit | 2015 |
Veröffentlichungen im Zusammenhang mit diesem Forschungsprojekt | Online-Publikation im Erscheinen |
Kontakt | kira.proll@googlemail.com |