Wir gratulieren ganz herzlich Judith Jordan von der Hochschule Fulda und Maren Ochs von der Frankfurt UAS zum Erhalt des Henriette-Fürth-Preises 2023!
Die Bachelorarbeit von Judith Jordan: „Wie können trans*Menschen empowernd beraten werden?" der Hochschule Fulda und die Masterarbeit von Maren Ochs: Das Trauma als Übersetzungsversuch? Feministisch-psychoanalytische Überlegungen im Anschluss an die »Memory Wars« der Frankfurt UAS haben im Jahr 2023 den Nachwuchsförderpreis des gFFZ für ihre Abschlussarbeiten gewonnen. Betreut wurden die Arbeiten von Prof. Dr. habil. Sabine Flick / Dr. Silvia Schwarz-Steinfeld (Fulda) und Prof. Dr. Birgit Gaertner / Prof. Dr. habil. Margrit Brückner (Frankfurt). Das gFFZ zeichnet damit nicht nur die Absolventinnen aus, sondern würdigt auch die Arbeit der Betreuenden.
Judith Jordan legt in ihrer Arbeit "Wie können trans*Menschen empowernd beraten werden?" ein nicht nur für die Soziale Arbeit äußerst relevantes Thema vor. Aus teils eigenen Erfahrungen sowie vorhandenen Studien verdeutlicht sie, inwiefern trans* Personen als vulnerable Adressat*innen Gruppe in den Blick Sozialer Arbeit geraten sollten. Kompetenzen der Fachkräfte und die Wissensvermittlung im Studium Soziale Arbeit lassen bis dato eine Dominanz der Heteronorm erkennen, weshalb Judith Jordan in ihren Analysen perspektivisch zwei Forderungen formuliert. Zum einen plädiert sie dafür, die Regenbogenkompetenz als selbstverständliche Kompetenz der pädagogischen Fachkräfte zu vermitteln. Zum anderen bringt sie die Forderung nach mehr Community basierter Lehre, also den Einbezug Betroffener in die Lehre der Studiengänge Sozialer Arbeit zum Ausdruck. Judith Jordan wirft damit in ihrer Arbeit auch die aktuell diskutierte und normativ aufgeladene Frage auf, ob nur Betroffene Teil eines sie betreffenden Diskurses sein dürfen. Hierdurch führt sie das Paternalismusproblem Sozialer Arbeit ins Feld und fordert für die Arbeit mit trans*Personen demnach empowernd tätig zu sein, also eine nicht-paternalistische Praxis des Begleitens mit der Fokussierung auf vorhandene Ressourcen anstelle von Defiziten zu legen.
Bei der Masterarbeit von Maren Ochs mit dem Titel "Das Trauma als Übersetzungsversuch? Feministisch-psychoanalytische Überlegungen im Anschluss an die 'Memory Wars' " handelt es sich um eine literaturgestützte theoretische Arbeit, die gleichwohl ihren Ausgangspunkt in der Beratung von Frauen und der Konfrontation mit den in deren Narrativen enthaltenen vielfältigen Spuren erlittener sexueller Gewalt nimmt. Maren Ochs knüpft dabei an die polarisierte Debatte der sogenannten Memory Wars in den 1990er Jahren an und setzt sich als Ziel, eine psychoanalytische Konzeption des Erinnerns gegen eine korrespondistische Theorie des Gedächtnisses in Stellung zu bringen. Mit ihrer in der Masterarbeit Schritt für Schritt entfalteten Konzeption des traumatischen Neuerinnerns ist das Projekt verbunden, weder die Realität von patriarchalischer Herrschaft und Gewalt, noch das Unbewusste im freudschen Sinne preiszugeben.
Der Henriette-Fürth-Preis dient der gezielteren Förderung besonders qualifizierten wissenschaftlichen Nachwuchses im Bereich der Frauen- und Genderforschung an hessischen Hochschulen. Die ausgezeichneten Arbeiten sind ganz im Sinne der Namensgeberin des Preises - Henriette Fürth, die sich zeit ihres Lebens als Publizistin, Sozialpolitikerin, Frauenrechtlerin und Sozialwissenschaftlerin für soziale Gerechtigkeit stark gemacht hat.